Rückblick auf die Maßnahmen 2022

Erfahren Sie mehr über die wichtigsten Maßnahmen und Prozesse, die im vergangenen Jahr einen Einfluss auf die Trinkwasserbereitstellung bei der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz hatten.

I.  Fernwasseranbindung bringt weiches Harzwasser ins Geiseltal
II. Parallelleitung vom Ostharz bis in den Raum Halle geht in Betrieb
III. Leitungsbau an der Grube Hermine abgeschlossen
IV. Erneuerung des Hochbehälters Spiegelsberge macht Fortschritte
V. Brunnenerneuerung Wasserfassungen Mockritz und Torgau-Ost

Fernwasseranbindung bringt weiches Harzwasser ins Geiseltal

Im Juni fiel der symbolische Spatenstich für eines der großen Investitionsvorhaben der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz (FEO) im Jahr 2022. Mit einer neuen, rund 13 Kilometer langen Fernwasserleitung wird das westliche Geiseltal mit den Ortschaften Mücheln und Braunsbedra an das überregionale Wasserversorgungssystem des Unternehmens angebunden. Die Arbeiten zur Verlegung der neuen Rohrleitung erfolgten in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Geiseltal (ZWAG). Im Ergebnis fließt dann für die circa 16.000 Einwohner im Versorgungsgebiet des ZWAG weiches Trinkwasser aus dem Harz aus dem Hahn. Bis Herbst 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Das Vorhaben wird mit insgesamt knapp 1,5 Millionen Euro aus dem Fördertopf des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt unterstützt.

Derzeit versorgt der ZWAG seine Kunden über eigene Wassergewinnungsanlagen in Schalkendorf/Schortau und Mücheln. Das aus dem Grundwasser gewonnene Trinkwasser ist aufgrund der Muschelkalkschichten im Untergrund mit zahlreichen Mineralien wie Calcium, Magnesium oder Sulfat angereichert und gilt mit etwa 46 Grad deutscher Härte als sehr hart. Der hohe Sulfatgehalt wie auch Einträge von Nitrat und erhöhte Messwerte für Uran erschwerten die weitere Nutzung der lokalen Grundwasservorkommen für die Trinkwasserversorgung. Im Mai 2019 fiel dann die Entscheidung zur Anbindung an das Fernwassernetz. Die Neuverlegung der Fernwasserleitung von Gleina über Mücheln nach Krumpa ist in zwei Bauabschnitte unterteilt. Den Bau des ersten, reichlich sieben Kilometer langen Streckenabschnitts von Gleina nach Mücheln übernimmt die FEO. Den zweiten, knapp sechs Kilometer langen Streckenabschnitt von Mücheln bis zum Hochbehälter Krumpa und damit zum Ortsnetz von Braunsbedra errichtet der ZWAG. Die ersten, vorbereitenden Arbeitsschritte für den Bau des Abschnitts zwischen Gleina und Mücheln wurden bereits im Jahr 2021 erledigt. So wurde der Bereich der zukünftigen Rohrtrasse von Bewuchs befreit, so dass die notwendigen kampfmitteltechnischen und archäologischen Untersuchungen des Baugrunds erfolgen konnten. Der erste Streckenabschnitt bis Mücheln wurde bis Ende 2022 fertig gestellt. Die Anbindung von dort nach Krumpa soll zeitversetzt etwa ein dreiviertel Jahr später abgeschlossen werden. Entsprechend schrittweise nimmt der ZWAG dann auch die Umstellung der Ortnetze auf das weiche Wasser aus dem Ostharz vor. Das im Wasserwerk Wienrode aufbereitete Trinkwasser aus der Rappbodetalsperre dient der Trinkwasserversorgung weiter Teile des südlichen Sachsen-Anhalts und fließt bis nach Halle und Dessau-Rosslau. Auch im nördlichen Geiseltal, von Schafstädt bis nach Langeneichstädt und Wünsch fließt dank der Fertigstellung einer neuen Fernwasserleitung durch den dort zuständigen Versorger seit Ende vergangenen Jahres das weiche Fernwasser aus dem Ostharz aus dem Wasserhahn. Das Vorhaben wird umgesetzt mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt und des Landesverwaltungsamtes.

Parallelleitung vom Ostharz bis in den Raum Halle geht in Betrieb

Nach insgesamt 14 Jahren Bauzeit hat die Fernwasser Elbaue-Ostharz im August die neue, mehr als 42 Kilometer lange Fernwasserleitung erstmals vollständig in Betrieb genommen. Die sogenannte Parallelleitung liefert zusätzlich zur bereits bestehenden Rohrleitung das aus der Rappbodetalsperre im Harz gewonnene Trinkwasser bis in den Raum Halle.

Mit der Anbindung des letzten, rund vier Kilometer langen Bauabschnitts nördlich von Halle schließt die FEO den Neubau der Fernwasserleitung zwischen Güsten und Halle ab.

Die neue Leitung verläuft parallel zur bereits bestehenden Rohrleitung und bietet dank eines Durchmessers von einem Meter genügend Transportkapazitäten, um auch die extremen Absatzspitzen in den Sommermonaten zu bewältigen, die in diesem Jahr erneut aufgrund der überdurchschnittlich warmen Temperaturen sowie der langanhaltenden Trockenheit zu verzeichnen waren. Die doppelsträngige Ausführung der Fernleitung erlaubt es zudem, Reparaturen und planmäßige Instandhaltungsarbeiten ohne Versorgungsunterbrechungen oder Kapazitätseinschränkungen ganzjährig vorzunehmen. Der Startschuss für das Vorhaben fiel mit dem Spatenstich im Jahr 2009. Erste Planungen und eine Machbarkeitsstudie bereiteten jedoch schon ab 2004 den Weg für die Erweiterung des Fernleitungsnetzes der FEO. Als komplex erwies sich dabei die Vielzahl der Verkehrswege, die im Zuge des Leitungsbaus zu queren waren. So kreuzt die neue Leitung allein 20-mal verschiedene Orts-, Kreis-, Landes- und Bundesstraßen sowie die Bundesautobahnen A 36 und A 14. Zudem mussten fünf Bahnstrecken und acht Gewässer wie etwa die Fuhne bei Glauzig unterquert werden. Neben der Verlegung von 42 Kilometer Stahlrohrleitung wurden auch knapp 80 Trassenbauwerke wie Abgabe- und Auskreuzungsstationen oder Be- und Entlüftungsbauwerke errichtet. Etwa 25 Fachfirmen, überwiegend aus der Region, waren in das Bauvorhaben involviert und unterstützten bei der Planung und bei Spezialleistungen wie der Durchörterung von Gewässern oder der Errichtung großer Schachtbauwerke. Die reguläre Leitungsverlegung übernahm die FEO in Eigenleistung. Insgesamt verläuft die Fernwasserleitung vom Wasserwerk in Wienrode, das Wasser aus der Rappbodetalsperre zu Trinkwasser aufbereitet, bis nach Halle nun über mehr als 97 Kilometer und damit fast durchgängig als doppelsträngige Leitung. Vom Ostharz bis nach Güsten war die Strecke bereits ab den 1960-er Jahren als Parallelleitung gebaut worden. Der letzte verbleibende einsträngige Streckenabschnitt bei Thale im Harz über rund 7 Kilometer soll perspektivisch ebenfalls einen parallelen Zwillingsstrang erhalten.

Leitungsbau an der Grube Hermine abgeschlossen

Der parallel zur Bundesstraße B 183 verlaufende Fernleitungsabschnitt zwischen den ehemaligen Bergbaugruben Johannes und Hermine bei Sandersdorf-Brehna nahe Bitterfeld ist nun komplett erneuert und wieder regulär in Betrieb.

Bereits vor 2018 war das rund zwei Kilometer lange, im versumpften Gelände nördlich der Bundesstraße liegende Teilstück der sogenannten Nordring-Fernwasserleitung von Reuden nach Bitterfeld als sanierungsbedürftig eingestuft und vorläufig durch ein oberirdisches Leitungsprovisorium neben der Straße ersetzt worden. Parallel dazu liefen bereits die umfangreichen Planungsarbeiten und das Genehmigungsverfahren für eine Umverlegung auf neuer Trasse südlich der B183. Das Vorhaben wartete aufgrund der Lage in einem ehemaligen Braunkohlenabbaugebiet mit diversen schwierigen Fragestellungen auf. So wies das Gelände beispielsweise einen hohen Grundwasserspiegel auf, der für den Zeitraum der Baumaßnahme gesenkt werden musste. In dem für die Bauarbeiten zur Verfügung stehenden Korridor zwischen Bundesstraße und Bahntrasse herrschten darüber hinaus vergleichsweise beengte Verhältnisse und auch die neue Trasse verlief durchgängig auf rekultivierten Flächen ehemaliger Braunkohlentagebaue. Im Jahr 2021 wurde im ersten Bauabschnitt ein rund 1,7 Kilometer langes Teilstück der Leitung erneuert und versorgungswirksam eingebunden. Von April bis Mai 2022 erfolgte dann die Errichtung einer Bypass-Versorgung, um anschließend im zweiten Bauabschnitt die Altleitung auswechseln zu können. Der komplette, insgesamt 2,1 Kilometer lange Neubau konnte schließlich Ende Mai in Betrieb genommen werden.

Erneuerung des Hochbehälters Spiegelsberge macht Fortschritte

Seit 2021 laufen die Arbeiten zur Ertüchtigung des Hochbehälters Spiegelsberge bei Halberstadt. Die beiden jeweils 5.000 Kubikmeter großen Wasserkammern werden dabei komplett erneuert. Auch das zugehörige Schiebergebäude zur Bedienung der Anlage wird im Zuge der Baumaßnahmen umgebaut und modernisiert.

Im vergangenen Jahr wurde nun die erste neue Wasserkammer fertiggestellt. Nach der Reinigung und der Freigabe durch das Labor ging sie im August 2022 in den Regelbetrieb. Die Arbeiten sind so abgestimmt, dass immer jeweils eine der beiden Kammern mitsamt der notwendigen Anlagentechnik in Betrieb bleibt und die Trinkwasserversorgung der Region während der gesamten Bauzeit gewährleistet ist. Entsprechend wird auch das Schiebergebäude bei laufendem Betrieb umgebaut. Direkt im Anschluss an die Inbetriebnahme der neuen Wasserkammer 1 starteten im September 2022 entsprechend die Bauarbeiten an der zweiten Wasserkammer. Wie zuvor beim Schwesterbauwerk wurden auch hier zunächst Rasen und Erde, die die Wasserkammern normalerweise bedecken, abgetragen und auf dem Gelände unterhalb des Hochbehälters zwischengelagert. Danach erfolgte der Abbruch der alten Wasserkammer. Stehen blieb erneut nur die Hülle, die derzeit als Schalung für den Bau der neuen Kammer dient. Die Bauwerke besitzen eine kreisrunde Grundfläche mit einem Durchmesser von jeweils rund 33 Metern und sind etwa sieben Meter hoch. Nach Abschluss der Bauarbeiten verschwindet die Kammer wieder unter einer Schicht Erde und wird neu begrünt. Seit 2017 liefen die Planungen für das Bauvorhaben. Bis Herbst 2023 sollen die Arbeiten planmäßig abgeschlossen sein. Der Hochbehälter Spiegelsberge ist Teil des rund 800 Kilometer langen Versorgungssystems der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz. Mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 10.000 Kubikmetern Trinkwasser sichert der Behälter die Versorgung im Raum Halberstadt. Das Bauwerk dient als Zwischenspeicher und gleicht im Bedarfsfall Spitzen im Trinkwasserverbrauch aus. Über eine Fernleitung wird der Speicher mit Trinkwasser aus dem Wasserwerk in Wienrode gespeist. Die Erneuerung des Hochbehälters Spiegelsberge ist eingebettet in ein langfristiges Entwicklungskonzept, das auch Rahmenbedingungen wie die Anpassung an die Folgen des Klimawandels, die demografische Entwicklung im Versorgungsgebiet oder die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort einrechnet. Nachdem der Trinkwasserabsatz nach 1990 über lange Jahre kontinuierlich gesunken war, verzeichnet das Unternehmen seit einigen Jahren wieder einen steigenden Absatz. Für extreme Absatzspitzen sorgen zudem immer öfter besonders heiße oder trockene Phasen in den Sommermonaten.

https://www.youtube.com/watch?v=-9xFnn0GyAU © Ludwig Pfeiffer Hoch- und Tiefbau / Freitag & Freitag

Brunnenerneuerung Wasserfassungen Mockritz und Torgau-Ost

Durch die im Grundwasser einerseits und dem aus der Elbe infiltrierten Uferfiltrat andererseits enthaltenen Inhaltsstoffe unterliegen die Brunnen einer konstanten Alterung. Das führt dazu, dass sich die Filterrohre der Brunnen über die Jahre allmählich zusetzen und die Anlagen schrittweise an Förderkapazität verlieren. Seit 2007 verfolgt die Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz deshalb ein Brunnenerneuerungsprogramm, um die Tiefbrunnen entsprechend ihrem jeweiligen Alterungszustand sukzessive zu ersetzen. Im Jahr 2022 wurde die letzte Etappe der Ertüchtigung der Brunnengalerie Döbern abgeschlossen. Nunmehr sind auch die Brunnen im nördlichen Fassungsbereich erneuert und an das Rohwasserleitungsnetz angebunden. Damit konnte das 2018 begonnene Vorhaben zur Sicherung der Rohwasserversorgung aus der Fassung Döbern fristgerecht umgesetzt werden. Im Zuge der Arbeiten wurden die 25 alten Heberbrunnen, die zum Teil noch aus den 1950er Jahren stammten, durch sieben neue, aber besser an die hydrogeologischen Randbedingungen angepasste Brunnen ersetzt. Damit kann zukünftig auch bei Niedrigwasser der Elbe Uferfiltrat in einer Menge von bis zu 750 Kubikmetern pro Stunde zur Trinkwasseraufbereitung ins Wasserwerk Mockritz transportiert werden. In der Wasserfassung für das Wasserwerk Torgau-Ost wurden im vergangenen Jahr zur Erhaltung der Kapazität für die Rohwassergewinnung an den Standorten der Brunnen 29, 31 und 39 die alten, aus dem Jahr 1987 stammenden Anlagen durch gleichwertige Neubohrungen abgelöst und an das Netz angebunden. Seit fast 40 Jahren fördert die Fernwasserversorgung aus insgesamt 42 Tiefbrunnen in der Elbaue zwischen Torgau und Belgern Rohwasser zur Aufbereitung im Wasserwerk Torgau-Ost. Jeder einzelne Brunnen liefert dabei pro Stunde zwischen 100 und 150 Kubikmeter Wasser. Zusammen ergibt das eine Fördermenge von bis zu 100.000 Kubikmetern am Tag.